China: Gesammelte Eindrücke

Nun haben wir so viele Eindrücke im Reich der Mitte sammeln können und haben trotzdem nur einen Bruchteil dieses riesigen Landes gesehen. Für ein erstes Gefühl für Land und Leute war unsere Tour aber genau richtig. Nach einem letzten Stop in Singapur werden wir den asiatischen Kontinent dann schon verlassen. Höchste Zeit, noch ein paar Eindrücke festzuhalten:

1) Land und Leute

China ist das Land des Lächelns und das können wir nun bestätigen. Ganz selten gab es auch einen misstrauischen Blick, aber insgesamt haben wir die Bevölkerung  als sehr freundlich kennengelernt. Wenn wir die Menschen angelächelt haben, kam in der Regel ein Lächeln zurück. Wenn man sich aufgrund der Sprachbarrieren nicht verständigen konnte, so hat man Hände und Füße zur Hilfe genommen und zum Schluss gemeinsam herzhaft gelacht.

 

Das Gemeinschaftsgefühl in China ist hoch, was die Staatsform ja durchaus zu propagieren scheint. Vor Arbeitsbeginn (z.B. an Bahnhöfen) finden sich alle Kollegen zusammen und motivieren sich in Form von Motivationssprüchen gegenseitig. Getreu dem Motto: "Tschakka, wir schaffen das."

 

Die Chinesen haben allerdings einige Eigenschaften, die in uns Mitteleuropäern ein großes Schmunzeln hervorrufen. So darf beim Essen am Tisch geschlürft und geschmatzt werden. Die Nase wird niemals geputzt, stattdessen man zieht den Naseninhalt lautstark hoch. Generell ist man durchaus umkompliziert, so kam der Betreiber unserer Farm-Unterkunft abends mit seinem batteriebetriebenen Rasierer zu uns an den Essenstisch, hat sich dazugesellt und sich munter weiter rasiert. Herrlich! :) 

2) Tourismus

 

Viele Chinesen sind fasziniert vom Fremden, so also auch von uns Europäern. Wir wurden für zahlreiche Fotos angehalten, einfach weil die Einheimischen ein Erinnerungsfoto von sich mit uns "Langnasen" haben wollten. Dies zeigt schon, dass Ausländer doch eine Rarität zu sein scheinen. In China sind viel weniger Touristen unterwegs als wir es im Vorfeld erwartet hatten. Auch in der Hauptstadt Beijing sind uns weitaus weniger Europäer über den Weg gelaufen als wir es gedacht hatten. Hong Kong hingegen ist ein deutlich größerer Schmelztiegel, wo sich viele Kulturen treffen; auch hier wurden wir dennoch häufig angehalten, weil wir als groß gewachsene Europäer sehr auffielen.

 

Das Wissen übers Ausland scheint bei vielen Chinesen wenig ausgeprägt zu sein. Das könnte auch daran liegen, dass die meisten ihr Land nie verlassen. Reisen ist teuer und für viele Chinesen deshalb nicht möglich. Preis- und Einkommensniveau in China sind niedrig und ausländische Preise sind für viele Chinesen einfach unbezahlbar. Möchte man als Chinese nach Europa reisen, muss man ein Mindestvermögen auf dem Bankkonto vorweisen und dieses einfrieren lassen. Dazu kommt, dass Chinesen nur ca. 1 Woche Urlaub im Jahr haben und Reisen deshalb auch zeitlich nur eingeschränkt möglich ist. Etwas anders sieht dies alles in Hong Kong aus, wo die Durchschnittseinkommen höher und die Ausreisebeschränkungen lockerer sind.

3) Essen

 

Chinesisches Essen hat nur bedingt etwas damit zu tun, was wir aus deutschen China-Restaurants kennen. Man kann sagen, dass es deutlich gesünder ist. Gegessen wir sehr viel Gemüse; auch gefüllte Teigtaschen waren oft dabei. Oft haben wir es als sehr lecker empfunden, gerade im südlichen China, wo die Spezialitäten als "Dim Sum" bezeichnet werden und weltweit für den guten Geschmack bekannt sind. Andererorts wiederum empfanden wir die Speisen als kaum gewürzt und eintönig. Insgesamt ist es also sicher auch von der Zubereitungsart abhängig, ob der europäische Geschmacksnerv getroffen wird oder nicht. Etwas gewöhnungsbedürftig ist, dass die Chinesen dreimal täglich warm essen: morgens, mittags, abends. Und immer gibt es ähnliche Speisen. Auch zum Frühstück werden also schon mit Fisch gefüllte Teigtaschen und Nudeln gegessen. Ich muss sagen, so ein richtig schönes Müsli mit Milch hat mir nach zwei bis drei Tagen durchaus gefehlt. Bestellt werden übrigens oft mehrere Einzelspeisen, die in der Mitte des Tisches platziert werden und so kann sich jeder das nehmen, was er möchte. Das haben wir als sehr gemütlich empfunden.

Gegessen wird natürlich mit Stäbchen - nach anfänglichen Schwierigkeiten haben wir uns daran so gut gewöhnt, dass es uns mittlerweile richtig Spaß macht und wir nun auch zu Hause asiatische Gerichte immer mit Stäbchen essen wollen. 

Als Europäer findet man übrigens fast immer etwas, das der eigenen Essensmoral gerecht wird. Es ist aber auch möglich, Schildkröte, Bienenlarven, Hühnerfüße, Skorpione, Schweineohren (nein, kein Gebäck) oder fritierte Würmer zu bestellen und gelegentlich haben wir solche Experimente auch mal gewagt. Den Magen haben wir uns dabei nie verdorben und es scheint, dass es reine Gewohnheitssache ist, welche Dinge man als ekelig empfindet und welche nicht. In ländlichen Gebieten sollte man einen Chinesen dabeihaben, der die Karte übersetzen kann, denn hier gibt es keine englischen Übersetzungen. Englisch ist eben doch ein großes Problem in China und nicht allzu weit verbreitet.


4) Sicherheit

 

Eine durchaus positive Überraschung war, dass wir uns selten sicherer gefühlt haben als in China. Menschen lebten friedlich nebeneinander, ab und zu bemerkte man Polizeipräsenz.

5) Smog

 

China hat ein großes Smog-Problem und dies wurde uns gleich am zweiten Tag unserer Reise vor Augen geführt. Der Ankunftstag selbst war noch klar, wir hatten blauen Himmel. Am zweiten Tag jedoch braute sich dort im wahrsten Sinne des Wortes etwas zusammen. Der Blick aus unserem Hotelzimmer war plötzlich nicht mehr klar, sondern wir hatten das Gefühl, dass sich eine dichte Haube über die Stadt legt. Im Freien spürte man den Smog nach einiger Zeit in den Atemwegen. Es fühlte sich einfach ungesund an. Martin hat im Freien sein Kameraobjektiv mehrfach gewechselt und hat seitdem lauter kleine Staubfleckchen auf dem Sensor, die sich im Bildergebnis widerspiegeln. Da lag also was in der Luft... Hier sieht man den Blick aus unserem Hotelzimmer - einmal mit klarem Blick und einmal mit Smog.


6) So viele Menschen in einem einzigen Land...

 

China hat 1,4 Milliarden Einwohner und das merkt man sofort! Riesige Hochhaus-Siedlungen, die alle in Reih und Glied stehen, prägen das Bild der Städte. Während unserer 19-stündigen Zugfahrt wurde uns einmal mehr vor Augen geführt, wie stark bevölkert das Land ist. Kaum ein Fleckchen, an dem keine Häuser vorzufinden waren. Als freiheitsliebende Naturliebhaber eine ganz schöne Umstellung für uns. Selbst im Naturparadies, dem Karst-Gebirge um Xingping, hatten wir das Gefühl, dass überall neu gebaut wird und jedes Fleckchen Platz ausgenutzt werden soll.

Kommentare: 0 (Diskussion geschlossen)
    Es sind noch keine Einträge vorhanden.

Stay in touch with me: