Natur pur in Südaustralien

Im Anschluss an unsere Zeit im Outback sind wir nach Südaustralien weitergeflogen. Nach den hochsommerlichen 40 Grad Celsius des Outbacks wurden wir hier im Süden mit geschmeidigen 12 Grad Celsius und einem heftigen Regenguss empfangen. Im südlichen Australien jenseits der Tropen naht aktuell der Frühling - übertragen auf unsere deutschen Monate, verhält sich das Wetter gerade wie April/Mai. Von 9 Grad bis 30 Grad sollte während unseres Aufenthaltes alles dabei sein.

Es gibt weniger Kokospalmen und tropische Gewächse, viel Regenwald ist aber immer noch vorhanden. Besonders bekannt ist die Gegend für die Great Ocean Road, eine Küstenstraße, die sich über eine Länge von knapp 250 Kilometern zieht und wahnsinnig schöne Ausblicke auf Strände und Regenwald zu bieten hat.

Die größte Touristenattraktion der Great Ocean Road sind die Zwölf Apostel. Die Felsformation gilt nach dem Ayers Rock als meistfotografiertes Australien-Motiv. Aufgrund der natürlichen Erosion sind im Laufe der Jahre einige Felsen in sich zusammengebrochen, so dass es heute weniger als zwölf Felsen sind. Allerdings sollen es auch in dern 50er Jahren, als die Bezeichnung ins Leben gerufen wurde, eigentlich nur neun Felsen gewesen sein. Wir sind halt in Australien und da lässt man fünfe gerade sein - oder auch mal neune zwölfe sein.

Wie für viele Touristen waren die Zwölf Apostel auch für uns ein Highlight. Allerdings haben wir uns in andere, weniger belebte Plätze fast noch ein bisschen mehr verliebt. Zum Beispiel in den Hopetoun Wasserfall und den Beauchamp Wasserfall. Allein die Wanderungen zu den Falls sind traumhaft, denn man fühlt sich in ein kleines Regenwald-Märchen versetzt. Trotz ihrer Schönheit verirren sich nicht allzu viele Touristen hierher.

Angetan hat es uns auch der Wreck Beach. Zu diesem Strand wandert man etwas länger und muss dafür so einige Höhenmeter überwinden. Als Belohnung hatten wir diesen Strand ganz für uns allein. Der Wreck Beach macht seinem Namen alle Ehre, denn hier gerieten 1869 das Schiff "Marie Gabrielle" und 1891 das Schiff "Fiji" in Seenot und kenterten. Die Wracks bzw. die Überreste der Wracks sind seitdem den Gezeiten ausgesetzt. Die Anker und die Ankerspulen sind noch gut erhalten. Wahnsinnig interessant und ein tolles Fotomotiv.

Unser Aufenthalt im Süden ist für uns nicht nur zum Landschaftsparadies, sondern auch zum Tierparadies geworden. Schon auf der Autobahn in Richtung Great Ocean Road flogen riesige Vögel über uns, die sich als Pelikane entpuppten. Wow! Kakadus und Papageienarten fliegen umher wie bei uns Spatzen oder Meisen. Und auch den in Australien so bekannte Kookaburra (der mich schon zu Schulzeiten im Englischunterricht in einem bekannten australischen Volkslied begleitet hatte) bekamen wir zu Gesicht.

Lustig tolpatschig waren die Pinguine, die abends nach Sonnenuntergang aus dem Meer an Land zurückkehren und in ihre Nester watscheln. Unsere Liebingstiere allerdings waren die Koalas, die wir im Cape Otway Nationalpark zu Hauf in freier Wildbahn angetroffen haben. Am liebsten hätten wir sie mit nach Hause genommen. ;)

Koalas schlafen 19 Stunden am Tag und den Rest des Tages verbringen sie mit essen. Martin wurde neidisch und meinte, auch er wäre gern ein kleiner Koala. Allerdings ernähren sich Koalas ausschließlich von Eukalyptusblättern und das wäre für den Menschen relativ schnell tödlich. Eukalyptus enthält narkotisierende Stoffe - auch ein Grund, warum die Koalas so schläfrig sind. Da lassen sie sich auch von ein bisschen Wind nicht beim Schlafen stören.

Und dann war da unsere Unterkunft: ein Cottage inmitten der Natur, fernab jeglicher Zivilisation (und jeglichen Handyempfanges). Schon am Abend unserer Ankunft wurden wir von Kängurus begrüßt, denen wir am nächsten Morgen während unseres Frühstückes bei ihrem Frühstück zusehen konnten. Kokkaburras und andere Vogelarten fühlten sich in den Bäumen vor unserer Terrasse pudelwohl. 

Leider war dort aber auch die Riesenspinne, die immer abends direkt vor unserer Haustür Stellung bezog und uns daran erinnerte, dass in Australien nicht alle Tiere niedlich und knuffig sind. Um die angespannte Situation mit unserer Haustür-Spinne etwas zu entschärfen, haben wir sie Ingo getauft und uns eingeredet, dass Ingo sicher alle ungebetenen Gäste davon abhalten würde, unser Cottage zu betreten. Es hat geklappt - danke, Ingo!

Die Gegend um die Great Ocean Road hat uns so gut gefallen, dass wir unsere Weiterreise nach Melbourne um einen Tag nach hinten geschoben haben. Genau die richtige Entscheidung!

Vielleicht tue ich Melbourne unrecht und mir fehlten im Straßengewirr einfach die süßen Koalas und die frische Meeresluft. Es war mir insgesamt einfach zu wuselig und durcheinander. Melbourne ist ein großer Schmelztiegel. Das gilt einerseits für die Menschen und Kulturen. So viele unterschiedliche Nationen wie in Melbourne findet man selten an einem Ort, hier leben Menschen aus 140 Ländern. Folglich findet man auch Restaurants aller Art. Wir haben immerhin mal wieder richtig lecker chinesisch gegessen und freuten uns wie kleine Kinder, dass das Essen mit Stäbchen auch drei Wochen nach dem Ende unseres China-Aufenthalts noch so gut funktioniert. Andererseits ist Melbourne architektonisch ein großer Schmelztiegel. Moderne Bauten und altehrwürdige viktorianische Gebäude wechseln sich ab.  Die Waterfront am Yarra River zeigt diesen Mix aus neu und alt ansatzweise, auch wenn die modernen Hochhäuser hier optisch dominieren.

Ich kann verstehen, dass viele einen Reiz in dieser Stadt sehen - hätten wir hier etwas mehr Zeit verbracht, vielleicht wäre der Funke dann übergesprungen. Eigentlich aber zieht es mich zurück in die Natur. Und genau dahin fahren wir nun auch. Als vorletzte Etappe unserer Australien-Reise geht es weiter in die Blue Mountains. Lasst euch drücken und lasst gern mal von euch hören. Denn Reisen ist toll, aber Freunde und Familie fehlen uns dennoch und wir freuen uns immer ganz doll über Nachrichten von euch. :) 

Kommentare: 3 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Steffi (Sonntag, 20 November 2016 10:15)

    Wieder mal ein toller Bericht mit wahnsinnig schönen Bildern.
    Ich kann verstehen, dass ihr da gar nicht mehr wieder wegwollt!
    Ihr fehlt mir auch :-*

  • #2

    Otti (Sonntag, 20 November 2016 20:23)

    "Australien - Kontinent der Gegensätze"
    ... und von Euch bestens in Szene gesetzt !

    Das macht nicht nur Spaß, sondern wir lernen etwas und lassen uns
    fesseln von den Impressionen, die Ihr uns schickt.

    Wasserfälle im Regenwald - Apostel im Meer - Blick auf
    Melbournes skyline : alles ist auf seine Art "Ästhetik pur".

    Euren Lieblingskoala könnt Ihr gern nach Hause mitbringen!
    Aber Ingo bleibt bitte da, wo er ist!

    Viele Grüße aus dem langweiligen Europa.



  • #3

    hossi (Montag, 21 November 2016)

    Herrliche Fotos für den nächsten Kalender!? Einfach wunderschön ;- ))

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